Diese WebSite soll meine noch aktuelle (auf dem Server der Ruhr-Universität Bochum liegende) Web-Präsenz [ http://homepage.ruhr-uni-bochum.de/thomas.bonhoeffer/ ]! ersetzen. Dieser Umzug wird aber noch Zeit brauchen. Deshalb hier nur schon ein paar neue Stücke als Vorgeschmack:
Textprobe:
Wir leben zwischen Großem und Kleinem, im Diesseits, mit offenen Fragen nach dem Größten und Kleinsten – und einer Menge von vereinfachenden Antworten.
Die Evolution hat Lebewesen, uns, mich, hervorgebracht. Lebewesen haben jeweilige Ziele.
Ein Ziel ist ein vereinfachendes Weltbild. Es bestimmt das Verhalten.
Vereinfachungen sind umständebedingte Wahrheiten. Sie organisieren das Zusammenleben konfliktiv. Damit müssen wir uns zufriedengeben, solidarisch in der Ratlosigkeit.
Im Zentrum des Luthertums steht das Evangelium, die „frohe Botschaft“ von der Rechtfertigung des in Sünde gefallenen Menschen allein durch den Glauben an Jesus im Sinne das Paulus (Röm 3, 28).
Alle menschlichen Gemeinschaften brauchen Koordination und haben ihre Rechtskultur; in Religionsgemeinschaften geht es um die gottgewollte Weltordnung. In der abendländischen, altgriechisch geprägten Tradition heißt unser Lebensraum, unsere Welt, schlicht: κόσμος = Ordnung. Laut Bibel, hat der Schöpfer eine geordnete Welt geschaffen (und darin dem Menschen eine Aufgabe erteilt und ihm ein Gebot gegeben) die dann der Mensch (auf Einflüsterung der Schlange) chaotisiert hat. Das Neue Testament spricht von Jesus als dem Neuanfang der Gottesherrschaft über die Welt, einer Herrschaft gottgewollten Rechts. Dies war der Horizont auch der Theologie Luthers, speziell seiner sog. Rechtfertigungslehre. Schon einige der alten Griechen sahen allerdings unsere Welt durch das Chaos bedroht.
In der Neuzeit hat sich eine neue, die wissenschaftliche Weltsicht durchgesetzt. Die Naturwissenschaften haben in der schönen Ordnung des Wirklichen das vermeintlich natürliche (durch seine Erschaffung) „Angeborene“ studiert, für ewig gegebene Gesetze gesucht – und herausgefunden, dass das Natürliche chaotisch konfligiert. Der räumliche und der zeitliche Horizont taten sich auf. Die Welt erscheint heute als ein χάος von κόσμοι.
Die Relativierung aller Ordnung veränderte die Bedeutung von Schöpfung und das Bild vom Schöpfer. Recht, Schuld und Rechtfertigung haben im neuen Horizont ihre Selbstverständlichkeit verloren. Paulus gehörte in die antike Welt. Die Lutherische Rechtfertigungslehre gehört eher ins Mittelalter als in die Neuzeit und hat ihre Bedeutung als frohe Botschaft verloren. Die Theologie muss die Kreuzigung Jesu anders, tiefer verstehen.